„Man muss Stärken stärken und Fehler ignorieren“

Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich mal ein Gespräch mit einem guten Kumpel. Er ist sehr erfolgreich, kommt aufgrund seiner Arbeit viel herum und weiß was er will. Ich finde es immer wieder schön und inspirierend mit ihm zu sprechen. Er hat interessante Ansichten und gibt mir gerne gute und neue Tipps. Es macht mir jedes Mal wieder Freude, doch letztens hatte ich mit ihm etwas angesprochen, bei dem er mir einen (wie ich finde) fragwürdigen Rat gegeben hat.

„Da ist eine Freundin, die hat da ein Problem.“

Das Gespräch mit meinem Bekannten lief zunächst wie immer. Wir haben mit einem leichten Smalltalk begonnen und uns erzählt, was die letzten Wochen und Monate so erlebt haben. Dabei kam ich auf eine Freundin zu sprechen, die in der letzten Zeit ein paar Probleme aufwies. Sie wollte unbedingt französisch lernen, tat sich damit aber enorm schwer. Nicht nur, dass sie sich laufend mit anderen Dingen beschäftigte, anstatt sich dem Lernen der Sprache zu widmen, sie hatte auch ständig das Problem, dass sie sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Sprache zu nutzen, ins Englische flüchtete oder sich an ihren Freund oder eine Freundin wandte, die die Sprache bereits gut beherrschte. Die Folge: Sie hat ihr Problem auf andere abgewälzt und es trat natürlich keine Besserung ein.

Diesbezüglich habe ich ihn gefragt, was er davon hält und ob er einen Rat hätte, wie sie dieses Problem bekämpfen könnte. Dazu meinte er jedoch bloß, dass er so etwas gar nicht machen würde, und gab mir den wohl schrägsten Rat, den ich überhaupt gehört hatte: „Man muss Stärken stärken und Schwächen ignorieren.“

Ich wusste, was er meinte

Mir war klar, wovon er da sprach, und worauf er eigentlich hinaus wollte. Nämlich, dass man sich nicht mit dem beschäftigen sollte, was man nicht konnte, da man seinen Fokus der falschen Sache widmete. Beispielsweise bei der Berufswahl war es stets eine kluge Wahl, wenn man sich für einen Job entschied, dessen Voraussetzungen man erfüllen konnte. Wer also gut in Sprachen war, und gerne mehr darüber lernen wollte, sollte Sprachen studieren, ins Ausland gehen oder auch andere im Bereich Sprachen unterrichten. Ebenso könnte man auch als Übersetzer arbeiten oder sich mit weiteren Sprachen beschäftigen, um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Und wer in Sprachen nicht besonders bewandert ist, und wem das Themengebiet so gar nicht liegt, sollte sich nicht dazu zwingen eine fremde Sprache zu lernen – schon gar nicht, wenn es dazu keinen Anlass gibt. Es ist genauso wie das Lernen tiefgehender Mathematik, wie etwa einer Kurvendiskussion, wenn man diese Bereiche nie brauchen wird.

Dann war da noch das Aber!

Ich konnte den Ausführungen meines geschätzten Freundes nur halbwegs zustimmen. Sicherlich hatte er damit Recht, dass man sich nicht mit Dingen aufhalten sollte, die einem nichts nützen und dass es in manchen Punkten auch Mittel und Wege gab sich zu behelfen, ohne diese Sache automatisch zu lernen. Wenn man die Buchhaltung machen muss, kann man sich zum Beispiel einen Buchhalter zulegen und wenn man mit jemandem in einer anderen Sprache kommunizieren möchte, gibt es mittlerweile gute Übersetzungsprogramme, die das Gesagte in die andere Sprache übersetzen.

Jedoch gibt es Dinge, die man nicht einfach ignorieren oder auf andere abwälzen kann. Es ist zum Beispiel eine gute Idee, die Bilanzen des Buchhalters bzw. Steuerberaters lesen und verstehen zu können. Außerdem gibt es in vielen Bereichen der Arbeit immer wieder Momente, in denen man Dinge können muss, die man vielleicht nicht mag oder die einem nicht liegen. Wenn man zum Beispiel (wenn auch nur vorübergehend) alleine zu Hause wohnt, sollte man wissen, wie die einzelnen Geräte funktionieren, man sollte selbstständig für Ordnung sorgen und man sollte es wissen, wie man sich eine vernünftige Mahlzeit kocht, damit man nicht nur von Lieferdiensten oder Fertiggerichten leben muss.

Des Weiteren gibt es ein paar Dinge, die man unbedingt können sollte, wie zum Beispiel den Umgang mit Geld. Was bringt es einem, wenn man viel Geld verdient, man aber regelmäßig zur Mitte des Monats Ebbe in der Kasse hat? Oder laufend seine Rechnungen nicht bezahlen kann, weil man sich immerzu unnütze Dinge kauft? Diese und ähnliche, wichtige Dinge kann man nicht einfach jemand anderem übertragen oder ignorieren. Man muss sich damit auseinander setzen und lernen, wie es richtig geht.

Fazit

Man muss nicht alles können – und sofern man die Dinge auch nicht braucht, ist es nicht besonders sinnvoll sich ein umfangreiches Wissen darüber anzueignen. Allerdings sollte man sich am Riemen reißen und sich mit unlieben Themen auseinander setzen, wenn es doch dazu kommen sollte, dass man das Wissen benötigt. Ebenso gibt es Angelegenheiten, die man so oder so können muss, wie etwa der richtige Umgang mit Geld oder das Wissen, wie welche Geräte funktionieren, wie man kleinere Schäden reparieren kann oder wie man ein Auto bedient, auch wenn der Partner meistens fährt.

Stärken sollte man auf jeden Fall stärken, um besser zu sein als andere – aber Schwächen sollte man nicht automatisch ignorieren.

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