Es ist unheimlich gesund, jemandem auch mal sagen zu können, was einem nicht gefällt. Beispielsweise wenn man in einer Beziehung lebt und die Unordnung des anderen einen wahnsinnig macht. Es ist keineswegs ratsam dauerhaft diesen Frust runter zu schlucken. Entweder man kommt damit klar und misst dieser Sache keine große Bedeutung bei, oder aber man möchte endlich Ordnung im Haushalt haben und bespricht mit seinem Partner das Problem.

Das ist allerdings so eine Sache. Jeder kann sich zwar beschweren, aber richtig kritisieren, sodass der andere mit der Kritik auch was anfangen kann, will gelerint sein. Entweder man traut sich nicht etwas zu sagen, weil man befürchtet, den anderen zu verletzen oder zu kränken, oder aber man ist nicht in der Lage vernünftig seine Kritik zu formulieren, sodass der andere einen entweder nicht versteht, dass man nicht auf den Punkt kommt oder man kränkt den anderen tatsächlich.

 

woman-1006102_1920

 

Fakt ist, dass man nie vorhersagen kann, wie der andere auf Kritik reagiert. Sicherlich gibt es Situationen und Kritikpunkte, bei denen man nie gut ankommt, oder aber man jemanden gegenüber sitzen, der sich schnell angegriffen, beleidigt oder in seiner Persönlichkeit gekränkt fühlt. Niemand von uns ist begeistert davon, wenn wir von irgendjemandem kritisiert werden. Wir kommen allerdings um das Kritisieren nicht herum, völlig unabhängig davon, wie kritikfähig unser Gegenüber ist. Wenn man eine Veränderung herbeisehnt, muss man über das bestehende Problem reden – und vor allen Dingen muss die Kritik konstruktiv (also hilfreich) sein.

Und das funktioniert so:

  1. Kritk nie mit „Du“ beginnen

Fängt eine Kritik an mit „Du solltest…“ ist das in den Augen des Kritisierten womöglich ein Angriff, woraufhin er meint sich verteidigen zu müssen. Wenn man jemanden kritisiert, ist es viel klüger mit einem Ich zu beginnen. „Ich würde mir wünschen, dass du beim nächsten Mal die Toilettenrolle wechselst, wenn du sie leer machst.“ Man kann eine „Du“-Botschaft noch so freundlich sagen und das Lächeln kann noch so breit sein, solche Formulierenungen kommen selten gut an.

  1. Situationsbezogene Kritik

Auch wenn es häufiger vorkommt, dass jemand etwas macht das uns nicht gefällt, sind Verallgemeinerungen, wie „Nie“, „Immer“, „Ständig“ und so weiter eher kontraproduktiv. Wenn unser Gegenüber ein bestimmtes Verhalten in gewissen Situationen an den Tag legt, dann sollten wir uns auf diese Situationen beschränken. Beispielsweise: „Ich finde es nicht nett von dir, dass du nach jedem Essen deinen Teller stehen lässt. Ich fände es schön, wenn du ihn selbst weg räumst.“

  1. Sachlich bleiben

Ständig wiederholende Situationen, die uns ärgern sind wirklich lästig, und man kann es gut nachvollziehen, wenn man irgendwann die Geduld darüber verliert. Aber es hat bislang noch niemandem geholfen, wenn man sich aufgeregt, rumbrüllt und zu guter Letzt auch noch unsachlich oder gar beleidigend wird. Auf einer unsachlichen und persönlichen (emotionalen) Ebene eine Diskussion beginnen zu wollen geht am Ende nur in die Hose. Sicherlich kann man auch sagen, wie man sich bei gewissen Situationen fühlt, aber das auch nur sachlich. Beispiel: „Ich finde es nicht gut, wenn du mir so oft ins Wort fällst. Dann fühle ich mich von dir nicht ernst genommen.“

  1. Auch positive Aspekte nennen

Wenn uns jemand etwas Nettes sagt, dann fühlen wir uns geschmeichelt und sind gleich offener für andere andere Sachen – und bei einer Kritik ist es genau das Gleiche. Wenn man jemandem etwas Nettes sagt, bevor man mit seiner Kritik beginnt, gibt man ihm zu verstehen, dass man nicht generell mit dieser Person ein Problem hat, sondern vielleicht nur mit diesem oder jenem Verhalten. „Ich bewundere deine Stärke. Allerdings gefällt es mir nicht, dass du des Öfteren alle Pläne über den Haufen wirfst.“

  1. Klar und deutlich

Im Idealfall hat man sich seine Worte bereits vorher zurecht gelegt und sie wie in den oberen Tipps formuliert. Dann kann man direkt loslegen und fängt nicht damit an um den heißen Brei zu reden. Diese Form der Kritik ist nicht nur unnötig langatmig, sie ist auch total unproduktiv, da unser Gegenüber nach wenigen Augenblicken die Geduld verliert und uns wahrscheinlich gar nicht mehr zuhört.

  1. Hineinversetzen

Kennt man seinen Gesprächspartner ein wenig und weiß, wie dieser so tickt, kann man sich ein wenig in ihn hinein versetzen. Das macht es uns leichter Verständnis für diese Person aufzubringen und das können wir un unsere Kritik mit einbinden. „Ich weiß, es ist dir sehr wichtig, dass du deine Freiräume hast. Ich fände es dennoch toll, wenn wir mal wieder was zusammen unternehmen.“ Dadurch fällt es unserem Gesprächspartner ebenfalls leicher die Kritik anzunehmen und sich auf die Konversation einzulassen.

  1. Der Ton macht die Musik

Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus. Unser Gesprächspartner möchte nicht angeschrien werden, daher ist es nicht verwunderlich, wenn wir ihn zuerst anbrüllen, dass er zurück brüllt. Kritik kann nur funktionieren, wenn sie vernünftig und ruhig vorgetragen wird. Laute Worte und hysterisches Gekreische sind kontraproduktiv.

 

woman-975339_1920

 

  1. Vorschläge und Alternativen

Wer sich über etwas beschwert, sollte auch einen Vorschlag haben, wie man es besser macht. Beispielsweise sagt man nicht bloß: „Ich finde deine Körperhaltung unvorteilhaft“, sondern zeigt direkt wie man es besser machen kann.

 

Setzt man diese Tipps alle in die Tat um, macht man schon viel richtig. Besser ist es noch, wenn man folgende Fehler vermeidet:

  • Mehr Kritik als Lob

Man sollte sich immer fragen, ob man sein Umfeld eher kritisiert, oder eher lobt und aufbaut. Das verrät nicht nur viel über den eigenen Charakter, es ist auch gut sich in die Situation der anderen hinein zu versetzen. Auch wenn man die wahren Dinge kritisiert, sollte man nicht nur kritisieren, sondern vielmehr dem anderen zeigen wie sehr man ihn schätzt und ihn für die Dinge, die er macht loben. Immerhin will man den anderen nicht fertig machen, um sich besser zu fühlen – es sollen beide glücklich aus dem Gespräch raus gehen.

  • Schlechter Zeitpunkt

Wenn der zu Kritisierende einen schlechten Tag hat und dann auch noch kritisiert wird, kann das ganz schön in die Hose gehen. Genauso schlecht ist die Idee Feedback zu geben, wenn man selbst keinen guten Tag erwischt. Wichtig ist bei der Kritik immer die Objektivität, und die kann man nur erreichen, wenn man neutral bleibt.

  • Zu harte Kritik

Zwar sollte man schon ehrlich und direkt sein, wenn man etwas sagt, zur Kritik gehört aber auch ein wenig Empathie und Taktgefühl. Man sollte mit seiner Kritik nicht zu unbarmherzig sein, sondern in manchen Punkten ein wenig mit Samthandschuhen an die Sache heran gehen.

Wie geht es euch, wenn ihr Kritik geben müsst? Fühlt ihr euch dann unwohl, oder läuft es bei euch immer gut? Welche der Punkte habt ihr schon umgesetzt und welche sind eurer Meinung nach die hilfreichsten?

Schreibt mir einen Kommentar. Wenn du wissen möchtest, wie man Kritik besser annehmen kann, dann klicke hier und lies gleich weiter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert