Überall, ob privat oder geschäftlich, es heißt immer wieder der Gast ist König. Zeitweise natürlich auch dass der Kunde König sei. Das nehmen einige aber (meiner Meinung nach) doch etwas zu wörtlich. Sicherlich möchte man es seinem Gast oder auch seinem Kunden recht machen. Dabei wird sich aber oftmals so dermaßen verbogen, dass man gar nicht mehr weiß wo oben und wo unten ist.

Bei Gastwirten und anderen Servicedienstleistern, die diesen Beruf zum ersten Mal ausüben wollen, merkt man das ganz deutlich. Sie wollen es allen recht machen, reißen sich ein Bein aus und haben sieben Tage die Woche geöffnet, bieten auf ihrer Speisekarte alles Mögliche und Unmögliche an, und machen es am Ende niemandem recht – vor allen Dingen nicht sich. Zumal diese Vorgehensweise nicht gesund und erst recht nicht wirtschaftlich ist. Niemand kann immer alles vorrätig haben und 24/7 für die Leute da sein. Man stelle sich vor, ein Hotel würde es versuchen allen Gästen gleichermaßen recht machen zu wollen, wie müsste denn dann das Hotel aussehen?! Der eine hätte es gerne weiß, der nächste findet es in einem edlen Terracotta besser, der eine möchte ein Frühstücksbuffet haben, der nächste braucht keins.

Sicher ist der Gast König, insofern dass man versucht ihm entgegen zu kommen und ihm hilft, dass er sich wohl fühlt, aber für einen einzigen Gast macht man sich eigentlich nicht die Mühe und verlängert beispielsweise die Sperrstunde um 2 Stunden. Auch daheim würde ich mich davor hüten, wenn ein Gast andeutet Lust auf Schokolade zu haben (und ich hätte keine im Haus) nur deshalb ins Auto zu steigen und zum Supermarkt zu fahren! Also nein!

Es gibt allerdings schon ein paar sehr spezielle Gäste. Ein paar Freunde von mir hatten Besuch bei sich gehabt und ihm das Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Dabei war das gar nicht ihr eigentlicher Besuch, sondern der Besuch von einem Freund, bei dem kurzfristig renoviert werden musste, und weswegen dieser seinen Gast nicht bei sich aufnehmen konnte. Er hatte unsere Freunde gefragt, und so nett wie sie immer sind, sagten sie zu. Einen Gast bei sich aufzunehmen war ja nie ein großes Problem gewesen – die beiden bekamen öfter Besuch, aber dieser Mann war der Gipfel. Nicht nur, dass er bei den Speisen laufend Sonderwünsche hatte, nein, er hatte sich auch benommen, als wäre er in einem Hotel und meinte ernsthaft, seine (vorübergehende unbekannte) Gastgeberin würde ihm jeden Tag das Bett neu beziehen. Bitte was?

Also wenn ein Gast bei mir schläft, und eine Woche lang bei mir bleibt, dann behält dieser Jemand seine Bettwäsche auch für den Zeitraum (es sei denn, es ist wirklich so warm gewesen, dass er so viel geschwitzt hat und das Bettzeug müffelt nun). Ebenso muss ich mir ja auch gefallen lassen, wenn ich ein Lokal gehe, nichts veganes auf der Speisekarte finde und dann den Kellner in der Küche nachfragen lasse, ob er irgendwas Veganes zubereiten kann, und der daraufhin erklärt, dass der Küchenchef das nicht machen mag/kann. Auch im Flugzeug kann ja der Diabetiker nicht verlangen ein Diabetiker freundliches Menü zu kriegen, sofern das nicht angeboten wird (und auch da muss das rechtzeitig online angemeldet werden).

Ich meine, als Gast hat man immer die Möglichkeit nachzufragen, manche sind ja auch so freundlich und kommen einem da gerne entgegen – aber ebenso muss der Gast es auch hinnehmen, wenn jemand absagt. Wenn ich nun als Beispiel in ein Schreibwarengeschäft gehe, erwarte ich ja auch nicht, dass ich da gleichzeitig noch Süßigkeiten, Gemüse und Spielzeug kaufen kann – und auch wenn einige Kunden sich das wünschen würden, wird der Schreibwarenhändler sicher nicht anfangen sein Geschäft derart auszubauen.

 

Eine schöne Geschichte zum Thema Gast und Gastfreundlichkeit findet ihr im Thema zum Chiemgauer Volkstheater.

 

Wie denkt ihr darüber? Ist der Gast König? Und wenn ja, wie weit? Wie benehmt ihr euch anderswo, wenn ihr Gast seid? Haltet ihr euch für einen guten Gast bzw. Gastgeber?

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