Jedes Lebewesen kommuniziert auf seine eigene Weise, ein Hund knurrt, wenn ihm was nicht passt, eine Katze faucht in der gleichen Situation, und Menschen bringen ihre Wut auf verschiedene Weisen zum Ausdruck. Aber mit den Menschen ist das mit der Kommunikation so eine Sache, denn während die meisten Lebewesen klar sagen was sie meinen und der andere das auch so versteht, passiert es uns immer wieder, dass wir uns missverstehen.

Ein paar der Gründe könnt ihr im Artikel über Kommunikationsprobleme nachlesen, doch hier beschäftigen wir uns mal nur mit der Kommunikation an sich. Paul Watzlawick hat zu dem Thema ein sehr interessantes Modell entwickelt, nämlich das Modell der 5 Axiome, und das sieht folgendermaßen aus:

  1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren

Da ist etwas wahres dran, es gibt keine Möglichkeit nicht zu kommunizieren, es sei denn vielleicht man schläft, ist ohnmächtig oder tot. Aber in einem normalen (wachen) Zustand ist es nicht möglich keine Kommunikation zu haben. Dabei muss man nicht einmal was sagen, es sind die Handlungen, die manchmal mehr aussagen als Worte. Wenn jemand mit uns spricht, wir ihm aber nicht antworten, dann sind wir vielleicht sehr mit unserer Arbeit beschäftigt und können uns gerade auf nichts anderes konzentrieren – es kann aber auch bedeuten, dass wir mit diesem Menschen gar nicht sprechen möchten (und man kann sich vorstellen, wie das Verhalten beim Gesprächspartner ankommt).

  1. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist

Nun gut, das klingt jetzt ein wenig komplizierter, ist aber eigentlich ganz einfach. Man nehme mal die Situation, dass Mann und Frau beim Frühstückstisch sitzen und sie macht sich gerade eine Schale mit Müsli fertig. Sie nimmt den letzten Tropfen aus der Milch und geht zum Kühlschrank, um eine neue Milchpackung zu holen, da die Milch aus der alten Packung nicht gereicht hat. Dabei stellt sie allerdings fest, dass weder im Kühlschrank, noch in den anderen Schränken Milch ist und sie sagt: „Schatz, wir haben keine Milch mehr.“ Ein inhaltlich korrekter Satz, doch da ist nicht nur der inhaltliche Aspekt in der Kommunikation, sondern auch die Beziehungsebene. Er versteht bei ihrer Aussage, dass sie möchte, dass er die Milch holt. Es könnte aber sein, dass er sich von ihr in eine Rolle geschoben fühlt und entgegnet daraufhin: „Gut, dann kannst du neue holen.“ Sind sich die Gesprächspartner über den Beziehungsaspekt nicht einig, kommt es zu Problemen.

Passend zu dem Axiom ein kleines Video:

  1. Axiom: Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bestimmt

Auch dieses Axiom klingt wahnsinnig wissenschaftlich, lässt sich aber ganz einfach erklären. Man nehme ein Paar das sich unterhält. Sie fragt ihn, ob er sich um einen Arzttermin gekümmert hat und er antwortet, dass er das nicht gemacht hat, da er von nichts wusste. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind sich darüber einig, dass für diese Handlung ein Hinweis nötig gewesen wäre (beispielsweise ein Eintrag in einem Kalender) oder aber sie sind sich nicht einig und sie ist der Meinung, dass ihm klar sein müsste, dass er sich bald wieder darum kümmern müsste, die letzte Untersuchung wäre schon so lange her. Eine reibungslose Kommunikation funktioniert in so einem Moment nur, wenn sich beide über die Ursache einig sind.

  1. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (verbaler) und analoger (non-verbaler, nicht-sprachlicher) Modalitäten (Ausdrucksmittel). Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax aber eine auf dem Gebiet der Beziehung unzulängliche Semantik (Bedeutungslehre). Analoge Kommunikationen hingegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erfoderliche logische Syntax

Mal wieder komplizierter ausgedrückt als es nötig gewesen wäre. Rundum ist gemeint, dass das Zusammenspiel von Körpersprache (analog) und dem Gesagten (digital) ein komplettes Bild ergibt. Angenommen ihr schreibt mit einer wildfremden Person in einem Chat, dann kann diese Person euch einen vom Pferd erzählen, aber ihr würdet nicht genau wissen ob das, was dieser Mensch da erzählt, auch wirklich stimmt oder aber ihr habt jemanden bei Facebook, der euch unter einem Post einen Kommentar hinterlässt und der ist aber nicht eindeutig zu verstehen, weshalb ihr daraus auch etwas völlig anderes interpretiert als gemeint war. Stünde diese Person aber vor euch, könntet ihr anhand der Tonlage und der Gestik verstehen, wei es gemeint ist. Angenommen ein freund schreibt unter euren Beitrag „Du bist so blöd“, könnte das bei euch als Beleidigung ankommen, erst mit einem Smiley, der quasi das analoge ersetzt, könnt ihr verstehen, dass er sich eigentlich gerade amüsiert. Genauso ist aber auch die Körpersprache nicht immer eindeutig, wenn jemand weint, könnte er beispielsweise vor Freude, Erleichterung oder wegen einer traurigen Situation weinen.

 

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  1. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch (gleichwertig) oder komplementär (ergänzend), je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.

Ohne lange um den heißen Brei zu sprechen: Damit ist nur gemeint, dass zwei Schüler sich beispielsweise auf dem gleichen Level befinden (vielleicht hat der eine bessere Noten als der andere), aber sie sind sich eher einig, während ein Gespräch zwischen einem Schüler und einem Lehrer wieder ganz anders aussieht. Auch bei Kindern und Eltern spricht man von einem komplementären Kommunikationsablauf, da ein Kind für gewöhnlich seinem Elternteil vernünftig antwortet, während zwei gleichaltrige Kinder sich freche Sprüche um die Ohren hauen würden. Aber die gleichwertigen (symmetrischen) Kommunikationsabläufe beschränken sich natürlich nicht auf die jüngere Generation, auch zwei Lehrer oder zwei Ärzte sind symmetrisch, während ein Arzt und ein Bauarbeiter wieder komplementär wären.

Wir haben also gelernt:

  • Kommunikation ist immer vorhanden, selbst wenn nichts gesagt wurde,
  • Sind sich die Gesprächspartner über ihre Beziehung zueinander uneinig, kann es zu Konflikten kommen,
  • Gibt es ein Thema, das besprochen wird und die beiden sind sich nicht nicht einig, kann es auch hier schwierig werden,
  • Wenn man wissen will, was der andere meint, ist es wichtig nicht nur das Gesagte zu haben oder nur die Körpersprache, sondern beides
  • und die Kommunikationsebenen zwischen gleichwertigen und ergänzenden Kommunikationspartnern ist völlig unterschiedlich.

In Anbetracht der verschiedenen Axiome und den unterschiedlichen Begebenheiten, ist es manchmal kein Wunder, dass es zu Konflikten kommt, da der eine sich beispielsweise in seiner Rolle angegriffen fühlt, der andere aufgrund fehlender Mittel, den Inhalt anders versteht oder aus aufgrund von Uneinigkeit ein Chaos entsteht.

Nun wisst auch ihr Bescheid und konntet mit Sicherheit in paar Inhalte reflektieren, aus ihnen lernen und es für die Zukunft besser machen.

Viel Erfolg und beste Grüße.

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