Rollenverteilung oder Gleichberechtigung?

Einige Menschen sind für eine klare Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, andere wünschen sich die Gleichberechtigung. Je nachdem wie sie erzogen wurden und aufgewachsen sind, hat jeder eine andere Vorstellung von einer Beziehung. Bei manchen Menschen ist es völlig normal, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause bleibt und sich um Heim, Herd und Kinder kümmert. In anderen Familien bekommt der Mann ordentlich was zu hören, wenn er dieser Ansicht ist und im Haushalt nicht mit anpackt.

Ich persönlich halte von der „klassischen“ Rollenverteilung nicht besonders viel, vor allen Dingen, wenn der Partner das als völlig normal betrachtet und die Arbeit überhaupt nicht wertschätzt. Das gilt sowohl für den Mann, wenn er meint, seine Pflichten als Partner sind getan weil er das Geld nach Hause bringt, und die Partnerin darf den ganzen Rest machen; aber auch umgekehrt, wenn sie das Geld verkleckert und er hart dafür schuften muss. Sofern man respektvoll miteinander umgeht und sich beide an die gemeinsamen Regeln halten, man bereit ist Kompromisse einzugehen und sich gemeinsam darum bemüht, dass alles läuft, kann das mit der Rollenverteilung gut funktionieren.

So eine Verteilung kenne ich bei einer Freundin. Sie ist vor einiger Zeit Mutter geworden und hat sich entschieden ihren Job aufzugeben, um voll und ganz für ihr Kind da zu sein. Das ist eine sehr liebevolle Entscheidung, aber ist auf Dauer doch ganz schön anstrengend, wenn man sich 24/7 um sein Kind kümmern muss. Insbesondere beim allerersten Kind, wenn man das alles noch nicht gewohnt ist und man viel lernen muss, kann es echt frustrierend sein, mehrere Stunden zu versuchen das Kind ruhig zu stellen – und nichts klappt. Aber bei ihnen ist klar verteilt: Er geht arbeiten, sie bleibt zu Hause. Doch mit so einem kleinen Kind, das enorm früh Krabbeln und laufen gelernt hat, ist es gar nicht so einfach hinter dem Junior wieder für Ordnung zu sorgen. Kaum dreht man sich um und will kurz die Wäsche in die Waschmaschine packen, hat der Sohnemann sein Knäckebrot im ganzen Wohnzimmer verteilt. So viel Ordnung wie sie gerne hätte, kann sie alleine gar nicht leisten, da ist auch der Mann gefragt. Der ist von seiner Arbeit aber so geschafft, dass er auch erst mal Zeit für sich haben möchte. Das ist auch verständlich… aber irgendwann muss er doch auch mal die Zeit und die Lust aufbringen etwas mit seinem Kind zu machen – und wenn es auch nur so ist, dass er ihm eine kleine Geschichte vorliest, eine Stunde mit ihm die Bauklötze aufräumt oder etwas in der Art. Ich meine, das Kind möchte schließlich auch von beiden Elternteilen etwas haben, und nicht bloß den ganzen Tag von der Mama.

Früher, bevor sie das Kind hatten, hat er sich deutlich mehr in den Haushalt eingebunden, da war es aber so gewesen, dass sie beide die eine Zeit gemeinsam arbeitssuchend waren und einige Zeit später beide zeitgleich Arbeit gefunden haben. Damit war es klar: Beide machen alles! Da hat keiner die Füße hoch gelegt und dem anderen beim Hausputz zugeguckt. Jeder hat mit angepackt, ob es darum ging die Küche zu machen, ob gekocht werden musste, oder ob es mal wieder die Zeit war die Fenster schier zu kriegen.

Bei uns ist es beispielsweise so, dass die Haustiere versorgt werden müssen, der Haushalt muss gemacht werden und jeder hat seine eigene Arbeit. Dementsprechend ist es nur gut und richtig, wenn beide sich um alles kümmern. Klappt leider nicht immer und ich muss meinem Gemahl ein wenig Beine machen, aber im Großen und Ganzen kann ich nicht klagen. Würde es jetzt so sein, dass die Frau Arbeit hat und der Mann bleibt Daheim, dann wäre es doch klar wie Kloßbrühe, dass er sich um den Großteil der Hausarbeit kümmert und sie nicht.

Ich denke in solchen Fällen, bei denen einer arbeitet und der Andere Daheim ist, ist es ja wohl das Mindeste, wenn der berufstätige Partner zumindest beim Tisch auf- und abdecken hilft (und wenn es nur das eigene Geschirr ist!), seine Wäsche in den Wäschekorb tut und nicht unnötig für Unordnung sorgt. Schließlich ist im Haushalt genug zu tun, da muss man es seinem Partner (den man ja liebt) nicht absichtlich schwerer machen. Und was die Finanzen betrifft, müssen beide dafür Sorge tragen, dass ihre Ausgaben nicht höher sind als die Einnahmen. Völlig egal, ob der eine meint, dass etwas für den Haushalt besorgt werden muss oder der andere meint, er hat sich jetzt was für die harte Arbeit verdient, unterm Schnitt sollte es so sein, dass man am Monatsende noch etwas zurücklegen kann.

Wie handhabt ihr das Zuhause? Und welche Form gefällt euch besser? Wenn alle alles machen, oder gefällt es euch besser, wenn der eine sich um das eine und der andere sich um das Andere kümmert?

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Verena Walter

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